Hier stelle ich meine Arbeitsweise dar. Ich habe eine Art zu arbeiten entwickelt die, an modernen Techniken gemessen, sehr langsam und ineffizient ist, mir aber erlaubt das Wachstum jedes einzelnen Gefäßes mit zu verfolgen und zu steuern. Ich arbeite allein und führe alle Arbeitsschritte selbst aus damit ich die Entwicklung eines Topfes von ein paar Tonbrocken bis zu der weißen Hitze am Ende des Brandes sehen kann.
Das Drehen ist der Vorgang bei dem aus einem Klumpen Schlamm ein Gefäß entsteht. Es ist der erste und zugleich wichtigste Schritt bei der Entstehung eines Topfes.
Ich hab viele Wege einen gut gedrehten Topf zu versauen gefunden aber noch keinen einzigen um einen schlecht gedrehten zu verbessern.
Wenn ich drehe, sehe ich jeden Topf als einzigartig an und versuche etwas Neues über die Form an der ich arbeite zu lernen. Um durch eine solche Arbeitsweise nicht auf übermäßig individualisierende Abwege zu geraten halte ich mich strikt an einen Kanon tradierter Grundformen, wie dem japanischen Chawan.
Grundsätzlich versuche ich schnell und flüssig, aber nicht hastig, zu drehen und werfe lieber eine misslungene Form weg als zu versuchen sie zu korrigieren. Am nächsten Tag kann ein besseres Gefäß aus dem Ton gedreht werden.
Beim Abdrehen wird das halb trockene (lederharte) Gefäß umgedreht auf der Drehscheibe befestigt und mit einem scharfen Metallwerkzeug wird der untere Teil der Wandung bearbeitet und der Fußring aus geschält.
Die Art und Weise wie das scharfe Werkzeug in den Ton schneidet bietet einen spannenden Kontrast zu den weichen Bewegungen der Hand beim Drehen.
Für mich ist das Abdrehen ein wichtiger Teil der Arbeit und ich brauche mindestens genau so lange dafür wie für das Drehen des Topfes. Fußringe verleihen der Form Eleganz und sind nützlich wenn man eine Schale heißen Tees halten will. Irgendwie zieht mich auch die vermeintliche Nutzlosigkeit an, das innere eines Fußrings zu gestalten, dass sowieso kaum jemals gesehen wird.
Unter Dekoration verstehe ich das Versehen des Gefäßes mit optischen und taktilen Elementen, die keinen anderen Zweck haben als Aussehen und Oberfläche eines Topfes zu verbessern.
Persönlich tendiere ich immer mehr dazu bewusste Dekorationen vollkommen auszulassen. Gelingen alle anderen Schritte bei der Entstehung sollte das Gefäß keiner Dekoration mehr bedürfen. Vielleicht. Trotzdem werde ich hier jene Dekorationstechniken aufliste die ich benutze oder benutzt habe.
- Eisenoxid Unterglasurmalerei
- Mit einem Pinsel wird Eisenoxid (Rost) mit ein wenig Glasur vermischt und direkt auf den Ton gemalt. Während des Brandes wirkt das Eisenoxid als Flussmittel auf die darüber liegende Glasur und brennt durch diese hindurch. Mit viel Übung sind schön fließende Linien und schwungvolle Muster möglich.
- Schnitzen
- Mit scharfen Eisenklingen werden die Motive in die Oberfläche des lederharten Tons geschnitten. Diese Kerben bieten ein ideales Spielfeld für die leicht flüssigen Ascheglasuren, die sich in den Vertiefungen sammeln und schöne Farbabstufungen entwickeln.
- Einlegen
- Das Einlegen ist eine sehr zeitaufwendige Dekorationsform. Zuerst werden die Motive aus der Oberfläche geschnitzt, danach werden die Vertiefungen mit anders farbigem Ton aufgefüllt und schließlich wird, nach einer Weile, der überschüssige Ton wieder abgekratzt, damit die scharf abgesetzten Linien hervortreten.
Die Glasur bildet die äußere Haut des Gefäßes. Da Steinzeug von sich aus wasserdicht ist, ist die Glasur hauptsächlich zur einfacheren Reinigung da und natürlich um verschiedentliche Farben und Oberflächen möglich zu machen. Oberflächen variieren von perfekt glatt und glänzend bis sehr rau und matt. Ich finde das Stadium des Überganges sehr spannend, deshalb haben viele meine Gefäße sowohl glatte als auch matte Bereiche nebeneinander.
Ich benutze eine Vielzahl von Glasuren, die sich immer weiter entwickeln und anschauliche Namen wie „S8e“ tragen, deshalb werde ich davon absehen sie hier aufzulisten. Ich bin aber immer gern bereit die Rezepte zu teilen.
Die grundlegenden Glasurtypen die ich verwende stammen hauptsächlich aus China und Japan und sind wie folgt:
- Seladon
- Eine der berühmtesten Glasuren aller Zeit. Die Farbe die zwischen Blau, Grün und Grau spielt und durch die dicke Glasurschicht stark auf Veränderungen des einfallenden Lichtes reagiert entsteht durch eine winzige Menge Eisenoxid in der Glasur und durch Wechselwirkungen der Glasur mit dem Scherben. Seladon Glasuren reagieren empfindlich auf kleine Abweichungen beim Brand und bei der Abkühlung. Insgesamt eine sehr schwer zu handhabende Glasur und noch viel schwerer zu meistern. Ich habe auf der Suche nach meinem blauen Seladon schon über 140 Glasurproben hinter mir und bin noch lange nicht am Ende meines Weges.
- Ochsenblut
- Eine weitere berühmte, schwer zu handhabende Glasur. Das satte, warme Rot entsteht durch kleine Mengen Kupferoxid im Reduktionsbrand.
- Asche Seladone
- Dieser Typus erhält seine Farbe durch den großen Anteil Holzasche in der Glasur. Die generell grüne Farbe hängt von der verwendeten Asche ab. Asche Seladone sind bei der Herstellung leichter zu handhaben als das blaue Seladon und sind meistens ziemlich flüssig, so dass sie Vertiefungen und Erhebungen auf der Oberfläche des Gefäßes betonen. Die Oberflächen dieser Glasuren können variieren, dass es auf dem selben Topf zu matten und glänzenden Bereichen kommt.
- temmoku
- Ist eine stark eisenhaltige Glasur mit Farben die je nach Dicke der Glasurschicht von einem sehr dunklen, fast schwarzen Braun bis hin zu helleren Gelb-, Rot- und Grüntönen variieren.
- nuka
- Nuka ist eine Glasur die ursprünglich mit der Asche von Reishülsen hergestellt wurde. Der hohe Kieselsäuregehalt dieser Asche färbt die Glasur fast vollständig Weiß. Aber durch unterschiedliche Dicke der Glasurschicht und eisenhaltigen Engoben unter der Glasur kann dieses Weiß abgewandelt werden und können blaue, gelbe und grüne Strähnen entstehen. Eine sehr spannende Glasur, bei deren Entdeckung ich noch am Anfang stehe.
Der Brand ist der letzte Schritt bei der Entstehung eines Topfes. Die Temperatur und Atmosphäre im Brennofen während jeder Phase des Brandes kann das Ergebnis massiv beeinflussen. Änderungen im Ablauf können zu unerwarteten, freudigen Überraschungen oder zu ganzen Ofenladungen von nicht benutzbaren Töpfen führen.
Ich brenne meine Keramik in reduzierender Atmosphäre, dass heißt, die Flamme des Brenners kriegt nicht genug Sauerstoff von außerhalb des Ofens und entzieht deshalb dem Ton und den Glasuren den Sauerstoff den sie zur Verbrennung des Propangases benötigt. Durch diese Brenntechnik hat man eine völlig andere Farbpalette als in oxidierender Atmosphäre zur Verfügung. Glasuren wie Seladone und Ochsenblut sind nur durch reduzierende Brandführung möglich.
Ich brenne meine Keramik in einem 300 l großen Propangas Brennofen. Ich habe ihn am Anfang meines Keramikerlebens, ohne genau zu wissen was ich tue, selbst gebaut. Aber er steht noch immer und erfüllt seine Aufgabe recht gut.
My gas fired kiln.